Eigentlich wollte ich mich aus den Absagegründen der Grand Erg 2011 heraushalten, jedoch nach diversen E-Mails „ach wie gut, dass die Grand Erg aus vernünftigen Gründen abgesagt wird“ will ich doch einiges dazu schreiben, da sehr vieles falsch dargestellt wurde. Und, ich bin kein Rallyeveranstalter und habe deshalb auch kein Futterneid oder wie auch immer es von einigen genannt wird.
Nur und wie fast jeder weiß, Tunesien ist meine zweite Heimat und ich lasse die Tunesier nicht so einfach als unfähig hinstellen, egal von wem auch immer. Zur Absage der Grand Erg gibt es ganz andere Gründe, hierzu lest einfach weiter.
In den 28 Jahren als Rallye-Organisator, war bei meinen Rallyes die oberste Priorität, die Sicherheit der Teilnehmer.
Zur Lage in Libyen, sowie auch in anderen islamischen Staaten. Straßenschlachten, Bürgerkrieg und Selbstmordattentate fordern viele unschuldige Menschenleben, das ist das Schlimmste was es für mich überhaupt gibt.
Zur Lage in Tunesien, in diesen Tagen findet in Tunesien die OIL LIBYA RALLYE statt. Siehe hierzu die Berichte der OIL LIBYA RALLYE, mehr bekannt als die Rallye OPTIC 2000. Dort gibt es keinerlei Sicherheitsprobleme, alle Teilnehmer sind zufrieden und sind ohne jegliche Ängste auf der Rallyestrecke unterwegs.
Zur Grand Erg, und zu der mir gestern zugemailten Grand Erg Information. Diese Mail veranlasst mich hierzu jetzt doch noch Stellung zu nehmen. Denn, die aktuelle Sicherheitslage in Tunesien ist für Urlauber, sowie auch Motorsportler, sicher. Ich kann dieses mit ruhigem Gewissen sagen, da ich nach der Revolte in diesem Jahr schon zweimal in Tunesien war.
Da Feedback erwünscht ist:
Die Absage der Grand Erg und zu deren Hiobsbotschaften. Thema, hunderte entflohene Sträflinge und tausende Flüchtlinge aus Libyen sollen das Land Tunesien unsicher machen. Die Aussage hierzu, die Sicherheitskräfte bei der Garde National und der Armee sind überfordert die Sicherheit im Land herzustellen, das ist eine beleidigende Äußerung dem Land Tunesien gegenüber. Es ist doch wohl so, dass Libyer, die Angst um ihr Leben haben geflohen sind und die angeblichen Tunesischen Straftäter (95% sind Gegner des damaligen Präsidenten), diese jetzt alle als Verbrecher hinzustellen. Russler, was hast du dir hierbei nur gedacht?
Für mich ist diese beleidigende Behauptung einfach unmöglich was dem Land Tunesien und deren Behörden gegenüber geäußert wurde. Unserem Gastland, in welchem wir immer Hilfe für unser Hobby bekamen, so etwas zu unterstellen. Ich bin fassungslos! Es wird wohl hierfür noch Konsequenzen für den Veranstalter der Grand Erg geben, denn nicht einmal unser Außenminister darf sich solche verbale Entgleisungen erlauben.
Die Grand Erg Streckenführung, nur dort liegt das Problem, denn mehrere Tage Fahrerlager in der Nähe und Rallyestrecken teilweise direkt an der Libyschen Grenze, dieses sind für die Tunesischen Behörden ein heikles Thema um dort für einen längeren Zeitraum die Sicherheit für die Rallye zu gewährleisten. Denn auch hier kommen die Flüchtlinge aus Libyen und die werden gejagt von Gaddafis Söldnern. Hier im Grenzbereich nach Libyen hat die Tunesische Armee viele Aufgaben und kann sich nicht um einige wenige Rallyefahrer kümmern.
Meine Meinung:
Ich sage hierzu ganz klar, dass die Tunesischen Behörden zu der Grand Erg Streckenführung keine Genehmigung erteilen und deshalb die Veranstaltung dort nicht zulassen. Es gibt doch nichts Einfacheres als die Streckenführung ins Landesinnere zu verlegen und schon sind alle Probleme beseitigt und die Teilnehmer können ihr Hobby „Rallyefahren“ erleben und genießen. Wo dran liegt es noch einmal mit 2 Fahrzeugen weiter nördlich Strecken zu schreiben, dass ist doch nicht teuer.
Genehmigte Rallyestrecken, was auch viele Teilnehmer meiner Rallye wissen und auch erlebt haben. Obwohl Strecken genehmigt wurden, kann es trotzdem aus Sicherheit für die Bohrstellen nach Erdöl, Erdgas oder Wasser vorkommen, dass die Erlaubnis für eine Strecke zurückgenommen wird, was ja wohl für jeden verständlich seien sollte.
Als weitblickender Veranstalter hatte ich aus diesen Gründen immer einige Ausweichstrecken, als sogenannten Plan B, mit dabei und war deshalb für alle Eventualitäten so einfach abgesichert.
Jörg Schumann und weitere 4 Teams, wir haben die Vortour zur Rallye de Tunisie El Chott 2011 im südlichsten Teil von Tunesien gefahren und als Roadbook geschrieben. Zuvor hatten wir ausführliche Gespräche mit den zuständigen Behörden und gemeinsam haben wir sehr interessante Strecken zur Auswahl erhalten, also Rallyestrecken die dann auch genehmigt wurden. Beziehungen schaden nur dem der keine hat, oder?
Erfreuliche Änderungen:
Die Ein- und Ausreiseformalitäten wurden mit enormer Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit von den zuständigen Beamten durchgeführt. Die sonst teilweise stressigen Kontrollen um ins Sperrgebiet zu gelangen verliefen schnell und problemlos. Wir hatten täglich Kontakte zu vielen Tunesiern, uns wurde nie auch nur ein unfreundliches Wort gesagt. Egal wo wir waren, jeder wollte uns immer Hilfe anbieten. Ich, obwohl ich kein Rallyeveranstalter bin, möchte mich an dieser Stelle an die neuen und hilfreichen Mitarbeiter der Genehmigungsbehörden für ihre Hilfe bedanken und gleichzeitig versprechen: „Wir kommen immer gerne wieder nach Tunesien!“
Euer
Jörg „Steini“ Steinhäuser